Mittwoch, 20. Januar 2016

Wann integriert sich Deutschland in die westliche Wertegemeinschaft?


Dass viele Deutsche es beklagen, im Zweiten Weltkrieg von Alliierten bombardiert worden zu sein, fand ich immer befremdlich und traurig zugleich. Schließlich könnte man die Nazis nicht besiegen, ohne Deutschland großflächig zu bombardieren. Die Klage darüber zeigt, wie wenig sich die Deutschen mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt haben und wie wenig sie sich ihrer kollektiven Schuld bewusst sind. Aussagen und Beiträge, die vom „deutschen Leid“ während des Zweiten Weltkriegs handeln, sind unverschämt, da sie Verbrechen des Nazi-Deutschlands relativieren und Opfer des Nazi-Regimes und die Alliierten als Verbrecher darstellen.

Neulich spricht man in fast allen politischen Lagern auch vom Leid des deutschen Volkes aufgrund ihrer Fluchterfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Damit sind die Vertriebenen gemeint. Die Bundesregierung schreibt auf ihre Webseite: „Wir Deutschen wissen aufgrund unserer Vergangenheit, welches menschliche Leid hinter jedem einzelnen Flüchtlingsschicksal steckt.“ Oder: In Köln findet ein Projekt statt, an dem Flüchtlinge und „Menschen, die vor 70 Jahren die Flucht erlebt hatten“ (also Vertriebene) teilnehmen.

Jeder halbgebildeter Deutscher weiß, dass die große Mehrheit der Vertriebenen wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Nazis nach dem Krieg aus Osteuropa vertrieben wurde. Die meisten von ihnen halfen dem NS-Regime dabei, seine Gewaltherrschaft zu erweitern, andere Länder zu besetzen und Millionen von Menschen auf bestialische Weise zu ermorden. 

Die Darstellung von Vertriebenen als Fluchtopfer ist neben deutschem Antiamerikanismus, Anti-Israel-Haltung und Antikapitalismus ein weiterer Fall von nicht-gelungener Integration Deutschlands in die westliche Wertegemeinschaft.

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