Dass viele Deutsche
es beklagen, im Zweiten Weltkrieg von Alliierten bombardiert worden zu sein, fand
ich immer befremdlich und traurig zugleich. Schließlich könnte man die Nazis
nicht besiegen, ohne Deutschland großflächig zu bombardieren. Die Klage darüber
zeigt, wie wenig sich die Deutschen mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt
haben und wie wenig sie sich ihrer kollektiven Schuld bewusst sind. Aussagen und
Beiträge, die vom „deutschen Leid“ während des Zweiten Weltkriegs handeln, sind
unverschämt, da sie Verbrechen des Nazi-Deutschlands relativieren und Opfer des
Nazi-Regimes und die Alliierten als Verbrecher darstellen.
Neulich spricht
man in fast allen politischen Lagern auch vom Leid des deutschen Volkes aufgrund
ihrer Fluchterfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Damit sind die Vertriebenen
gemeint. Die Bundesregierung schreibt auf ihre Webseite: „Wir
Deutschen wissen aufgrund unserer Vergangenheit, welches menschliche Leid
hinter jedem einzelnen Flüchtlingsschicksal steckt.“ Oder: In Köln findet ein
Projekt statt, an dem Flüchtlinge und „Menschen, die vor 70 Jahren die Flucht
erlebt hatten“ (also Vertriebene) teilnehmen.
Jeder
halbgebildeter Deutscher weiß, dass die große Mehrheit der Vertriebenen wegen
ihrer Zusammenarbeit mit den Nazis nach dem Krieg aus Osteuropa vertrieben
wurde. Die meisten von ihnen halfen dem NS-Regime dabei, seine Gewaltherrschaft
zu erweitern, andere Länder zu besetzen und Millionen von Menschen auf
bestialische Weise zu ermorden.
Die Darstellung
von Vertriebenen als Fluchtopfer ist neben deutschem Antiamerikanismus,
Anti-Israel-Haltung und Antikapitalismus ein weiterer Fall von nicht-gelungener
Integration Deutschlands in die westliche Wertegemeinschaft.
.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen