Freitag, 18. Dezember 2015

SPD wirbt für den Iran


Der SPD-Reise-Service organisiert im März 2016 eine Gruppenreise in den Iran. Die Reise kostet pro Person 2.195 Euro für 10 Tage. Flug mit Iran Air!

Bei der Beschreibung der Reise wird in dem Katalog des SPD-Reise-Service eifrig für das islamische Regime geworben. Der Text beginnt so:
„Nach Jahrzehnten der politisch-religiösen Isolation öffnet der Iran, das alte Persien, erneut seine Pforten und ermöglicht es dem Besucher, die jahrtausendealten kulturhistorischen Stätten  bislang noch ohne großen Besucherandrang zu besichtigen. So ergibt sich die Gelegenheit, das manchmal noch sehr einseitig vermittelte Bild dieses beeindruckenden Landes genauer einzuschätzen“,
und endet so:
„Wer auf die islamische Lebensweise Rücksicht nimmt, wird von diesem faszinierenden Land und seinen gastfreundlichen Menschen begeistert sein.“

Am Ende des Textes werden die politischen Tatsachen einfach verdreht. Die Touristen müssen natürlich nicht auf die „islamische Lebensweise“ der Bevölkerung Rücksicht nehmen, sondern die islamische Gesetzgebung des Landes beachten. Vor der Revolution müssten schließlich Touristen weder die islamische Kleidungsvorschriften beachten (da es sie nicht gab), noch die strikte Geschlechtertrennung, etc. Sie dürften  wie alle Iraner, Alkohol trinken, sich kleiden, wie sie wollten, sich mit dem anderen Geschlecht in Öffentlichkeit zeigen, in Bars und Discos gehen und brauchten sich nicht darüber zu sorgen, wie sie sich zu verhalten haben.

Die Reisebeschreibung lässt vermuten, dass die SPD eine noch stärkere Annäherung an das islamische Regime sucht.
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Donnerstag, 17. Dezember 2015

Qisas – ein Bild von Faride Razavi

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Die in Deutschland lebende iranische Künstlerin Faride Razavi hat dieses Bild gemalt, als sie eine Szene aus dem Buch „Hier werden keine Jungfrauen erschossen“ las. In dem Buch erzählt eine Iranerin, die als politische Gefangene in einem Gefängnis in Isfahan festgehalten wurde, ihre Erinnerungen an jene Zeit. Der Titel des Buches bezieht sich darauf, dass in iranischen Gefängnissen Frauen, die noch Jungfrauen waren, vor der Hinrichtung vergewaltigt wurden. Das wurde damit begründet, dass nach islamischer Lehre Jungfrauen in den Himmel kommen würden, und man wollte versuchen, es zu verhindern, dass hingerichtete Frauen wegen ihrer Jungfräulichkeit in den Himmel kommen.

Die Szene aus dem Buch, worauf dieses Bild basiert, beschreibt, wie die Autorin aus dem Fenster ihrer Zelle beobachten konnte, dass einige weibliche politische Gefangene, die zur Mitarbeit mit den Gefängniswärtern gezwungen worden waren, dabei als Zeugen zusehen mussten, wie einem Dieb die Hände abgeschlagen wurden.

Der deutsche Titel des Bildes lautet „Verwandlung“.

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Samstag, 5. Dezember 2015

Auch in Flüchtlingsheimen sollten deutsche Gesetze gelten


In diesem zweiminütigen n-tv-Beitrag wird davon berichtet, dass in vielen Flüchtlingsunterkünften Christen von „radikalen Muslimen“ bedrängt, bedroht und sogar körperlich angegriffen werden. Wegen solchen Erfahrungen plädieren neulich einige dafür, christliche und muslimische Flüchtlinge getrennt unterzubringen.

Ich finde diesen Vorschlag falsch und gefährlich. Stattdessen sollte man auch in Flüchtlingsheimen gegen Extremisten vorgehen und gewalttätiges oder diskriminierendes Verhalten nicht dulden. Eine Trennung von "Muslimen" und Christen würde vielleicht Christen nützen, aber was ist mit den vielen Menschen, die von deutschen Behörden als "Muslime" eingestuft werden, obwohl sie nicht an Islam glauben? Diese Menschen und Muslime, die islamkritisch sind, würden immer noch unter der Gewaltbereitschaft der strenggläubigen Muslime leiden.

Vor kurzem wurde in den Medien auch davon berichtet, dass viele alleinstehende Frauen in Flüchtlingsheimen Opfer von sexueller Missbrauch und Gewalt geworden seien. Danach haben viele Organisationen die Forderung aufgestellt, alleinstehende Frauen und Mädchen getrennt unterzubringen. Man besprach das Thema so, als ob Vergewaltigung in solchen Fällen etwas ganz Normales wäre, der man nur mit Geschlechtertrennung entgegentreten könnte. Da fragt man sich, wo wir noch leben! Geschlechtertrennung, Trennung nach Religion, Trennung nach Ethnie! Und das alles auf deutschem Boden!

Es muss doch selbstverständlich sein, dass deutsche Gesetze auch in Flüchtlingsheimen gelten sollten. Oder doch nicht?!
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Sonntag, 29. November 2015

Wenn das nationale Schamgefühl fehlt


Im September hat das bayerische Innenministerium einen Stab "zur Koordinierung der Flüchtlingsströme" eingerichtet. Der Stab hat die Aufgabe, "den Transport und die Weiterleitung von Flüchtlingen nach Einreise in das Bundesgebiet zu koordinieren." Insgesamt 40 Menschen arbeiten in diesem Stab, darunter Bundesbeamte aus Berlin, bayerische Staatsbeamte, Mitarbeiter der Deutschen Bahn und Soldaten der Bundeswehr.

Und wo sitzt dieser Stab? In Dachauer Straße in München! Da dieser Stab für den Transport der Flüchtlinge zuständig ist, weckt der Name der Straße unweigerlich Erinnerungen an das KZ-Dachau und den Transport von Juden und andere vom NS-Regime verfolgten Menschen in Vernichtungslagern. Das war bestimmt auch den Zuständigen, die diesen Sitz für den Stab ausgesucht haben, klar. Aber wie es scheint, ging es ihnen am Arsch vorbei, dass der Ort eine solche Assoziation hervorruft.

Es ist vielleicht zu viel verlangt, zu erwarten, dass ein Volk wegen seiner Gräueltaten sich seiner kollektiven Schuld bewusst wird, aber zu erwarten, dass ein Volk wegen seinen Gräueltaten ein Mindestmaß an nationalem Schamgefühl besitzt, ist wirklich nicht viel verlangt.

Dienstag, 10. November 2015

Zyprische Botschaft verbreitet Hass gegen Türken


Die zyprische Botschaft hat vom 24. Oktober bis 01. November 2015 eine Ausstellung in Köln organisiert, die unter dem Titel „phoetry – when words become images“ im „Altes Pfandhaus“ zu besichtigen war. Dabei wurden 19 Fotos ausgestellt, bei denen die 9 Fotografen von einem Gedicht einer zyprischen Dichterin inspiriert worden waren. Die ausgestellten Gedichte der zyprischen Dichterinnen waren auf Karton bedruckt und die Bilder von den 9 zyprischen, griechischen und deutschen Fotografen hingen jeweils daneben an die Wand.

Die Gedichte waren alle unpolitisch, außer einem, mit dem Titel „Den Freunden im Norden“ von der Dichterin Niki Marangou. Am Beginn des Gedichts beschreibt die Dichterin die Ereignisse von 1974, also die Besatzung von Nordzypern durch türkische Streitkräfte, als „einen Fleck“, der sich „Tag für Tag“ in ihrem Leben „ausbreitet“. Dann sagt sie, dass sie vor kurzem eine Taverne gesehen hat, die aus „gestohlenen Stühlen, gestohlenen Tischdecken, gestohlenen Türen, (und) gestohlenen Klinken“ gemacht worden war. In der Taverne hing ein Bild an die Wand, das von ihrer Mutter gemalt worden war. Als sie das Bild sieht, sagt sie zu dem Besitzer, das Bild sei von ihrer Mutter, sogar ihr Name wäre darauf geschrieben. Daraufhin antwortet der Besitzer, das Bild sei „ganimet, so nennt man ihn auf Türkisch“ und gehöre jetzt ihm. Unter dem Gedicht steht die Erklärung, „ganimet“ sei das türkische Wort für Beutegut.

Das ausgestellte Foto zu diesem Gedicht (leider habe ich vergessen, den Namen des Fotografen zu notieren) zeigte 5 verschleierte Frauen mit dem Rücken zu dem Betrachter, die auf einem Boot-ähnlichen Ding, das auf der Wiese liegt, wartend stehen. Die 5 Frauen stellen wahrscheinlich die Mutter des Mannes und seine vier Ehefrauen dar, die auf „Beutegut“ oder weitere Eroberungen des Landes warten, oder einfach darauf, von dem Mann abgeholt zu werden und ins neue Reich zu ziehen. (Das ist natürlich meine Interpretation. Vielleicht deuten Andere das Bild anders.)

Die zyprische Botschaft schreibt in ihrem Informationsheft, das Ziel der Ausstellung sei, „einen Dialog zwischen den beiden Künsten Poesie und Fotografie zu schaffen“. In einer Epoche, die von blutigen Kriegen zwischen den verschiedenen Ethnien und Religionen gekennzeichnet ist, sollte sich die zyprische Botschaft lieber um den Dialog zwischen den süd- und nordzyprischen bzw. zwischen den griechischen und türkischen Menschen kümmern, anstatt durch einen „Dialog zwischen Poesie und Fotografie“ Hass gegen Türken zu schüren.
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Mittwoch, 4. November 2015

Die Bundeswehr hat was gegen Teetrinken

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Foto-Quelle: Facebook-Chronik von Alan Posener


Dieses Schild richtet sich nicht gegen Islamismus, wie manch einer glaubt, sondern gegen ganze Kulturen, die als Teetrinker bekannt sind, wie zum Beispiel Türken oder Araber. Es schürt die Angst, Europa könnte durch fremde Kulturen erobert werden und seine Identität verlieren. Es verherrlicht den Krieg zwischen den Kulturen und lässt alle Menschen aus "Teetrinker-Kulturen" als Bedrohung für die westliche Kultur erscheinen.
Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in Deutschland des 21. Jahrhunderts noch möglich ist.
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Dienstag, 3. November 2015

Fotos von Navid Kermani in berüchtigter Moschee

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Navid Kermani in Centrum-Moschee Hamburg beim "interkulturellen Dialog" 
im Rahmen einer Thalia-Veranstaltung

Foto-Quelle:


Navid Kermani in der Hamburger Centrum-Moschee 
bei der Vorstellung seines neuen Buchs

Foto-Quelle:
(Artikel von Marc-Oliver Rehrmann: „Ungläubiges Staunen über eine Lesung“)


Auf Wikipedia steht folgendes über die Centrum-Moschee:

"In die öffentliche Diskussion kam die Moscheegemeinde, als 2006 bekannt wurde, dass im Buchladen der Moschee gewaltverherrlichende und antijüdische Kinderfilme verkauft wurden. Nach Angaben des Verfassungsschutzes schüre der Film „Die Kinder der Al-Aksa-Moschee“ in tendenziöser und böswilliger Weise Abneigung gegen Juden. Der Evangelische Pressedienst epd kommentierte, dass „auch unter dem Gesichtspunkt der Gewaltdarstellung dieser Film für Kinder gänzlich ungeeignet“ sei. Die vierteilige Serie stamme aus dem Iran und werde über einen in der Türkei ansässigen Verlag vertrieben. Als ein weiteres Indiz für die Verbreitung antisemitischer Literatur innerhalb der Islamischen Gemeinschaft Milli Göruş wertete das Landesamt für Verfassungsschutz, dass in einer der DVD beigelegten Werbebroschüre auch Bücher von Harun Yahya angepriesen wurden. Der Verantwortliche des Buchladens wurde nach Angaben der Moscheegemeinde im Mai 2006 entlassen. Der Verfassungsschutz vermutet hinter dem Vertrieb der DVD türkische Islamisten aus der Milli-Görüş-Bewegung."

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Montag, 5. Oktober 2015

Ich kann sogar kochen! Und du?!


Neulich war ich Zeuge, wie ein etwa fünfzigjähriger Mann sich darüber beschwerte, dass junge Frauen heutzutage nicht mehr kochen und backen könnten. Zunächst schienen mir seine Bemerkungen rückständig, aber als ich mehr darüber nachdachte, fand ich sein Unbehagen nicht ungerechtfertigt.

Junge Männer beherrschen nach wie vor „männliche“ Aufgaben, die in einem Haushalt anfallen, wie zum Beispiel Reparaturen im Haus, Schränke zusammen- oder auseinanderbauen, das Internet oder das Telefon anzuschließen, usw. Viele von ihnen können zudem ganz gut kochen. Ob sie es in einer Partnerschaft auch machen oder das Kochen lieber ihrer Partnerin überlassen, ist eine andere Frage. Das heißt, junge Männer haben sich zusätzlich zu den „männlichen Fähigkeiten“ auch „weibliche Fähigkeiten“ wie das Kochen und Bügeln angeeignet.

Bei jungen Frauen ist es aber heutzutage leider so, dass sie weder die „weiblichen Aufgaben“ beherrschen noch die „männlichen“. Im Alltag sind sie bei anfallenden handwerklich-technischen Arbeiten immer noch von ihren männlichen Freunden, Verwandten und Bekannten abhängig, und auch bei Aufgaben, die als „weiblich“ gelten, fehlen ihnen die nötigen Fähigkeiten. Was das Meistern des Alltagslebens betrifft, haben Männer immer noch einen klaren Vorsprung.

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Sonntag, 4. Oktober 2015

Lost & Found in Armenia


Lost & Found in Armenia ist eine amerikanische Komödie von Regisseur Gor Kirakosian. Der Film wurde im Jahr 2012 produziert. Bill, ein Amerikaner, wird von seinen Freunden überredet, einen Urlaub in der Türkei zu machen, damit er über die Trennung von seiner Ex-Verlobten hinwegkommt. Aber auch im Urlaub ist er die ganze Zeit traurig und antriebslos. Am Meer bringt sein Freund ihn dazu, mit Fallschirm zu fliegen. Wegen heftigem Wind aber wird sein Fallschirm vom Boot abgelöst und er landet in einem armenischen Dorf.

Die Bewohner des Dorfes halten ihn für einen aserbaidschanischen Spion und wollen ihn foltern und anschließend umbringen. Außer Armenisch und Russisch kann keiner der Dorfbewohner eine andere Sprache. Schließlich findet man eine junge Frau, die Englisch kann und das Missverständnis beseitigt. Zwischen ihr und Bill bahnt sich eine Liebesbeziehung an. Nach einem Unfall werden die junge Frau und ihr armenischer Brautwerber von zwei aserbaidschanischen Grenzpolizisten verhaftet. Bill schafft es, in einer mutigen Aktion sie vor Vergewaltigung und Ermordung zu retten und kommt als Held zurück in das Dorf.

Der Drehbuchautor und Regisseur Gor Kirakosian, der selbst armenische Wurzeln hat, nimmt in seinem Film die herrschende Kultur in Armenien, Aserbaidschan und der Türkei kritisch unter die Lupe. Der Großteil des Films spielt sich in Armenien ab, und die extreme Feindseligkeit der Armenier gegenüber Türken und Aserbaidschaner steht im Mittelpunkt des Films. Der Film zeigt auch die Brutalität der Aserbaidschaner gegenüber Armeniern. Zudem stellt Kirakosian aus einer modernen Perspektive die herrschenden Traditionen in armenischen Dörfern in Frage. Obwohl der Film todernste Themen behandelt, behält er außer in einigen wenigen Szenen seinen humorvollen Blick bei. Die Atmosphäre des Films ist sehr fröhlich und die meisten Dialoge und Geschehnisse bringen den Zuschauer zum Lachen.

Die Filmcharaktere sprechen auf Armenisch, Russisch, Türkisch, Aseri und Englisch. Der Film hat englische Untertitel und man kann ihn im Internet anschauen.

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Mittwoch, 23. September 2015

Sexueller Missbrauch von Jungen in Afghanistan – eine Herausforderung für das US-Militär


Laut „New York Times“ dürften in Afghanistan stationierte US-Soldaten nichts dagegen unternehmen, wenn sie Zeuge von sexueller Missbrauch von Kindern durch die afghanischen Sicherheitskräfte wurden. Die Schweizer Webseite „20 minuten“ gibt den Bericht von „New York Times“ auf Deutsch wieder und schreibt:
„Kindesmissbrauch ist ein grosses Problem in Afghanistan – vor allem bei den Streitkräften. In einer Art Subkultur «Bacha Bazi» («Knabenspiel») nehmen sich Offiziere junge Afghanen zu Sex-Sklaven.“

In einem Bericht von FAZ vom 23.05.2011 steht: „Bacha Bazi“ heißt übersetzt Knabenspiel. Es ist ein archaisches Tun, das in Afghanistan und anderen Ländern der Region seit Jahrhunderten verbreitet ist. Reiche Männer halten sich dabei Jungen im Alter zwischen elf und sechzehn Jahren, die nicht nur für sie tanzen, sondern sie auch zu gesellschaftlichen Anlässen begleiten. In vielen Fällen kommt es zu sexuellen Handlungen.“

In verschiedenen Berichten wird betont, dass sexueller Missbrauch von Jungen besonders unter den afghanischen Polizei- und Militärangehörigen weitverbreitet ist. In einem kürzlich veröffentlichten CNN-Beitrag wird ein ehemaliger afghanischer Kommandant zitiert, der sagt, auch er habe sich einen Knaben gehalten, da alle Kommandanten dies machten. Es herrsche Konkurrenz zwischen den Kommandanten und wenn er sich keinen jungen geholt hätte, könnte er mit den anderen nicht konkurrieren.

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Samstag, 29. August 2015

Boko Haram – Ursachen ihres Aufstiegs



Die Gruppe Boko Haram wurde nach der Entführung von 276 Schülerinnen im Jahr 2014 international bekannt. Die Terroranschläge dieser islamistischen Gruppe richten sich nicht nur gegen nationale Polizei- und Militärzentren oder internationale Institutionen wie UN, sondern haben auch Krankenhäuser, Schulen und sogar Moscheen zum Ziel. Seit 2011 werden auch Selbstmordattentate von Boko Haram durchgeführt. Im Jahr 2013 konnte die Gruppe 21 Bezirke im Nigerias Norden unter seiner Kontrolle bringen. Die Frage, die sich fast jeder stellt, ist: Wie kann eine so brutale und bestialische Gruppe die Bevölkerung unter seiner Kontrolle bringen und große Menschenmengen für sich gewinnen? Auf diese Frage gibt es sehr unterschiedliche Antworten. Manche glauben, die Armut sei die Ursache dafür. Manch anderer glaubt, islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram seien von Westen „produziert“ und würden durch ihn weiter unterstützt und am Leben erhalten. Bei der Erleuchtung der Ursachen der Entstehung und Zuwachs islamistischer Gruppen gibt es  aber auch Versuche, die Sache vielseitiger zu betrachten und mehrere Faktoren in Betracht zu ziehen. Das Buch „Boko Haram – Der Vormarsch des Terror-Kalifats“ (2015) von Mike Smith zählt zu diesen Versuchen.

Obwohl Mike Smith drei Hauptursachen für die Entstehung von Boko Haram verantwortlich macht, nämlich die extreme Armut der nigerianischen Bevölkerung, Korruption ihrer Machthaber und den Zerfall des nigerianischen Militärs, betont er, dass man bei dieser Frage auch Nigerias Geschichte und kulturelle Faktoren betrachten sollte. So behandelt er in seinem Buch auch die vor- und nachkoloniale Geschichte von Nigeria und liefert zudem nützliche Informationen über islamische und islamistische Bewegungen seit den 1960ern. Ich versuche, all die Faktoren, die er für die Entstehung und den Zuwachs von Boko Haram als ausschlaggebend sieht, hier kurz zusammenzufassen.

Im Jahr 1914 wurden Nord- und Südnigeria von den Briten zu einer einzigen Kolonie vereint, mit den Grenzen des heutigen Nigerias. Mike Smith sieht die Vereinigung als eines der Hauptprobleme Nigerias, da sich die beiden Teile in allen Aspekten voneinander stark unterscheiden. Das heutige Nigeria besteht aus unterschiedlichen „traditionellen Gesellschaften“ und Hunderte ethnische Gruppen. Dies erhöht das Potential von ethnischen, regionalen und religiösen Konflikten. Im Süden des Landes ist die Mehrheit der Bevölkerung christlichen Glaubens, während im Norden die meisten Einwohner muslimischen Glaubens sind. Die Erdölvorkommen des Landes befinden sich im Süden, was dazu beigetragen hat, dass es den Menschen im Süden besser geht als den im Norden Nigerias. Im Süden gibt es mehr Industrie, weniger Arbeitslosigkeit und Armut, und das Bildungsniveau ist dort höher.

Das bedeutet aber nicht, dass es dem Süden gut geht, auch dort herrscht Armut. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Briten in Nigerias Infrastruktur investiert, um den „Austausch von Menschen und Waren“ zu erleichtern. Sie bauten Straßen, Eisenbahnen und Schiffwege. Dies half Nigeria, sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Aber einige Zeit nach dem Fund von Nigerias Öl in 1956 beschränkte sich das Land wirtschaftlich nur auf die Ölproduktion und andere Wirtschaftszweige wurden vollkommen vernachlässigt. Mike Smith betrachtet diesen Zustand als eine der Hauptursachen für Armut und Arbeitslosigkeit in Nigeria.

Eine andere Hauptursache für Armut in Nigeria ist nach Mike Smith die Korruption seiner Machthaber. Ein Großteil des Geldes, welches durch den Verkauf von Öl erzielt wird, fließt in die Taschen der einflussreichen Politiker und Wirtschaftsmagnaten. Obwohl das Land gewaltige Summen durch den Verkauf von Öl einnimmt, leben die meisten Menschen in Armut und viele von ihnen haben sogar keinen Zugang zu Elektrizität. Nigeria hat auch im Ölsektor nicht richtig investiert und muss den größten Teil seines Treibstoffs bzw. Benzins einführen. Mike Smith macht auf einige Fälle von Diebstahl durch nigerianischen Führer aufmerksam, die zeigen sollen, wie korrupt das Land ist. In den 1990-ern hatte zum Beispiel der Militärdiktator Sani Abacha mehrere hundert Millionen Dollar von der Zentralbank des Landes gestohlen. Oder James Ibori, der vormalige Gouverneur des Delta-Bundesstaates hatte 250 Millionen unterschlagen. Um sich aus den gegen ihn laufenden Ermittlungen freizukaufen, hatte er in einem Beutel 15 Millionen Dollar gestopft, die er an die zuständigen Personen weitergeben wollte. Dabei wurde er aber erwischt.

Laut Schätzungen beträgt der Diebstahl an nigerianischem Öl durch hochrangige Militärs und Politiker 6 Milliarden Dollar pro Jahr. Die Summe der gestohlenen bzw. verschwendeten Gelder seit Nigerias Unabhängigkeit im 1960 bis 2006 wird auf über 360 Milliarden Dollar geschätzt. Während dessen lebt 63% der Bevölkerung mit weniger als einem Dollar pro Tag. Diese Zustände haben dazu geführt, dass die meisten Nigerianer glauben, Demokratie sei ein System, das korrupte Politiker zu Reichtümern verhilft und den Rest der Bevölkerung in Armut belässt, so Mike Smith. Er ist der Ansicht, dass hohe Arbeitslosigkeit, politische Korruption und extreme Armut im Norden Nigerias den Nährboden für islamische Extremismus bilden.

Aber Armut und Korruption allein können nicht die Ursachen von Zuwachs islamischer Extremismus sein. Mike Smith weist darauf hin, dass im Norden Nigerias, wo die meisten Einwohner Muslime sind und wo Boko Haram entstanden ist, islamische Strenggläubigkeit tief verwurzelt ist. Zudem kommt, dass dort noch feudale Strukturen herrschen. Die Emire, eine Art muslimische Herrscher, haben zwar im heutigen Nigeria offiziell keine Machtbefugnisse, aber sie beeinflussen weiterhin stark politische Entscheidungen, zum Beispiel bei der Ernennung von Funktionsträgern oder bei der Verteilung staatlicher Gelder. Der Sultan von Sokoto gilt auch heute noch als höchste islamische Autorität in Nigeria. Auch er übt wie die Emire großen Einfluss auf die Politik des Landes.

Islamistische Bewegungen sind keine Neuheit in Nigeria. In Mike Smiths Buch ist von einer islamischen „Reformbewegung“ namens „Gesellschaft zur Beseitigung von Ketzerei und Errichtung der Sunna“ die Rede, die in den 1960-ern und 1970-ern die Sympathie vieler gebildeter Muslime genoss. In den 1970-er und 1980-er Jahren gab es in Nigeria eine islamistische Bewegung unter der Führung von Muhammadu Marwa, die mehrere Unruhen verursachte, bei denen über 4000 Menschen ums Leben kamen. Mike Smith schreibt, diese Bewegung „bildete den Auftakt zum späteren Aufstieg von Boko Haram“. Zudem kommt, dass sich viele Nordnigerianer seit den späten 1970-ern für die Islamisierung der Gesetze einsetzten. Dort gab es bereits örtliche Scharia-Gerichte, aber der Norden wollte auch ein Scharia-Revisionsgericht für ganz Nigeria schaffen. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Christen und Muslimen. Im Jahr 1999 verlangten erneut die nördlichen Bundesstaaten, dass sich das Strafrecht dem Scharia-Recht anpasst. In vielen Teilen Nordnigerias herrscht heute das Scharia-Recht, aber Mike Smith weist darauf hin, dass es nicht immer umgesetzt wird. Zum Beispiel seien viele wegen Ehebruch zum Tode durch Steinigung verurteilt worden, aber „anscheinend“ seien diese Urteile später abgemildert oder widerrufen worden. Im Jahr 2000 gab es mindestens zwei Fälle von Amputation, einmal wegen Kuhdiebstahls und einmal wegen Fahrraddiebstahls.

„Boko Haram“ bedeutet „Westliche Bildung ist verboten“. Dieser Name „wurde der Gruppe von außen gegeben“, da eines ihrer Hauptziele das Verbot moderner bzw. westlicher Bildung ist. Die Gruppe selbst nennt sich „Menschen, die sich der Verbreitung der Lehren des Propheten und dem Dschihad verpflichtet fühlen“. Eine andere Ursache für den Aufstieg von Boko Haram sei die historisch bedingte Unbildung breiter Massen in Nordnigeria, so Mike Smith. Im Norden wurden einige gute Schulen von den Briten aufgebaut, aber man ließ die Aktivität christlicher Missionare nicht zu, welche das westliche Bildungswesen im gesamten Süden verbreiteten. Im Norden herrschte großes Misstrauen gegenüber westlicher Bildung. Für die hohe Unbildung im Norden sei aber auch die Armut verantwortlich. Mike Smith schreibt, dass vielen Familien das Geld fehlte, ihre Kinder in die Schule zu schicken.

In der Stadt Chibok, wo die 276 Schülerinnen von Boko Haram entführt wurden, hat kein einziges Mädchen bis zu den 1960-er Jahren die Schule besucht. Der Zustand des Bildungswesens im Norden Nigerias ist katastrophal, besonders für Mädchen. Im Bundesstaat Borno zum Beispiel können nur circa ein Zehntel aller Mädchen über sechs Jahre lesen und schreiben. Der nigerianische Durchschnitt für die Alphabetisierung der Frauen liegt bei 47,7%. Im Süden liegt dieser Wert weit höher, zum Beispiel in der Stadt Lagos bei 92%. Einige in dem Buch beschriebene Fälle lassen einen vermuten, dass das Misstrauen gegenüber westlicher Bildung noch immer im Norden Nigerias weitverbreitet ist. Zum Beispiel ist dort das Gerücht geläufig, die Polio-Impfung sei eine Waffe des Westens gegen Muslime. Im Jahr 2013 wurden zwei Kliniken, die sich für die Polio-Impfungen vorbereiteten, von mehreren bewaffneten Personen beschossen. Dabei kamen zehn Menschen ums Leben. Bis heute ist  nicht klar, ob der Terror-Anschlag Boko Haram zuzuschreiben ist oder nicht.

Einige im Buch beschriebene Fälle zeigen, dass die nigerianische Gesellschaft extrem gewaltbereit ist und dass dies historische Wurzeln hat. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatten Großbritannien und alle anderen europäischen Staaten die Sklaverei abgeschafft und sie als verboten erklärt. Nigerianische Herrscher waren aber gegen die Abschaffung der Sklaverei und dies führte zu blutigen Kämpfen zwischen den Nigerianern und den Briten, wobei sich der schlimmste Fall sich im Jahr 1897 ereignete, schreibt Mike Smith. In jenem Jahr forderte die britische Regierung, dass auch die Tradition, Menschenopfer zu bringen, in Nigeria abgeschafft werden musste.  Das heißt, in Nigeria wurde bis 1897 diese bestialische Tradition praktiziert, und erst nach heftigen Kämpfen und der Niederlage der nigerianischen Streitmacht haben die Nigerianer es widerwillig akzeptiert, die schreckliche Tradition von Menschenopfer abzuschaffen.

Obwohl Mike Smith sich in seinem Buch auf die Brutalität der nigerianischen Polizei und des Militärs konzentriert und dies als eine weitere Ursache für die Unzufriedenheit der Bevölkerung und den Aufstieg von Boko Haram sieht, beschreibt er einige Fälle, die auf die extreme Gewaltbereitschaft der nigerianischen Gesellschaft hindeuten. Einer dieser Fälle ereignete sich im Jahr 2014, als ein Gesetz verabschiedet wurde, das die Homosexualität unter Strafe stellt. Danach haben Scharia-Wächter im Norden angebliche Homosexuelle gejagt und sie öffentlich ausgepeitscht. Die Zuschauermenge gab sich aber mit der Auspeitschung nicht zufrieden und wollte, dass sie gesteinigt werden. Wie es scheint, ist aber die Gewalt nicht nur unter den Muslimen weitverbreitet, sondern auch unter den Christen Nigerias. Mike Smith berichtet von den blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Muslimen und Christen des Landes, die sich nach der Präsidentschaftswahl im Jahr 2011 ereigneten. In dem Bundesstaat Kaduna, der in Zentralnigeria liegt,  haben Christen Häuser von Muslimen niedergebrannt, sie erschossen oder mit Macheten zu Tode gehackt. Kein Wunder, dass die Polizei und die Militärs des Landes extrem brutal sind und Folter, Vergewaltigung und Mord an ihrer Tagesordnung stehen. Der Autor weist auf einen Fall hin, in dem ein Gefangener mitgesehen hat, «wie Soldaten versuchten, einen Häftling mit einer Rasierklinge zu 'häuten'». Ein Großteil des Buchs beschäftigt sich mit den Gewalttaten der Polizei und Militärs und ihrer Korruption.

Viele glauben, Boko Haram sei kurz vor der Entführung der 276 Schülerinnen entstanden. Die Anfänge von Boko Haram gehen aber auf das Jahr 2003 zurück. Mike Smith weist darauf hin, dass die Gruppe noch eine nigerianische ist und keine multinationale, obwohl sie Beziehungen zu islamistischen Terroristen aus anderen Ländern wie Mali, Somalia, Kamerun, Tschad und Niger hat und einige ihrer Kämpfer dort von den Dschihadisten ausgebildet worden sind. Wie der Name des Buches verrät, beschäftigt sich der Autor überwiegend mit der Geschichte von Boko Haram und seine terroristischen Aktivitäten. Aber er vermittelt auch ein umfassendes Bild von der nigerianischen Gesellschaft und den Ursachen für die Entstehung von Boko Haram, das einem auch dabei hilft, das Problem islamistischer Extremismus außerhalb Nigerias Grenzen mit anderen Augen zu betrachten. Das Buch hat 288 Seiten.
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Montag, 24. August 2015

Sklaverei in islamischen Ländern



The Economist hat einen Beitrag über die Sklaverei und Knechtschaft in islamischen Ländern veröffentlicht. Der englische Titel lautet: “The persistence of history”. Eine kurze Zusammenfassung auf Deutsch, die heute auf der Webseite perlentaucher zu lesen war:

Die Versklavung religiöser Minderheiten, und besonders ihrer Frauen, durch die IS-Milizen kann sich nicht nur auf den Koran, sondern auf eine jahrhundertealte Praxis in der islamischen Welt berufen, die erst unter der Kolonisierung gestoppt wurde, schreibt der Economist: "Fast hundert Jahre lang war der Nahe Osten zumindest auf dem Papier frei von Sklaven. 'Menschen sind frei geboren, und niemand hat das Recht, sie zu versklaven, erniedrigen, unterdrücken oder auszubeuten', verlangte die Kairoer Menschenrechtserklärung von 1990. Frühe dschihadistische Gruppen folgten diesem Trend und stellten sich als Befreiungsbewegungen dar. Aber selbst wenn Sklaverei verurteilt wird, machen Beobachter auf die andauernde Knechtschaft aufmerksam. Der Global Slavery Index (GSI), dessen Zahlen von einer Australischen NGO und der Hull University erstellt werden, hält fest, dass in 14 Staaten über ein Prozent der Bevölkerung versklavt sind, die Mehrheit davon islamische Länder."