Kastrationsangst ist nach Freud
bei allen Männern lebenslang vorhanden und entsteht in der frühen Kindheit.
Wenn der kleine Junge sieht, „dass manche Menschen keinen Penis haben, andere
sowie er selbst aber einen besitzen, so nimmt er an, der Penis sei bei manchen
durch Kastration verloren gegangen“ (Wikipedia). Da er sich eine sexuelle
Beziehung mit seiner Mutter wünscht, entsteht in ihm die Angst, sein Rivale,
d.h. der Vater, könnte ihm für diesen Wunsch den Penis abschneiden, so Freud.
Klingt ziemlich
weithergeholt. Viel plausibler ist es, anzunehmen, dass die Kastrationsangst
nichts mit dem Penis als ein Körperteil und mit Sex zu tun hat, sondern
vielmehr mit dem Verlust der „Männlichkeit“ und der überlegenen Position des
Mannes in der Gesellschaft. Der Penis ist hierbei lediglich als ein Symbol der
„Männlichkeit“ zu betrachten, was für penisfixierte Geister ziemlich schwer
nachzuvollziehen ist.
Bereits in der
frühen Kindheit erfahren Menschen, dass der Mann als das „starke Geschlecht“
und die Frau als das „schwache Geschlecht“ angesehen wird. Kein Wunder, dass
die Angst, dem anderen Geschlecht zugeordnet zu werden, bei Jungen viel stärker
vorhanden ist als bei Mädchen, und dass sie von den ersteren viel öfter zum
Ausdruck gebracht wird - verbal oder auf andere Weisen. Die Angst eines Jungen
davor, als ein „Mädchen“ oder als „weiblich“ eingestuft zu werden, kommt eher
einer Art „Existenzangst“ gleich, während die „Angst“ eines Mädchens davor, als
ein „Junge“ oder als „männlich“ zu gelten, eher einer Sorge gleicht, als einer
tieferliegenden „Angst“.
Der Verlust der
„Männlichkeit“, der selbstverständlich nicht nur mit dem physikalischen Verlust
des Penis zu tun hat, bedeutet für den Mann, von der Position des „Herren“ und
des Überlegenen in die Position des Sklaven und Erniedrigten abzurutschen. Und
in einer männlich-geprägten Gesellschaft würde eine Herabstufung vom „Mann“ zur
„Frau“ bedeuten, lebenslang zur Entwürdigung und Demütigung verdammt zu sein.
Juni 2012
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