Forscher haben herausgefunden, dass Kinder,
die zweisprachig aufwachsen, ein besseres Gehör entwickeln: "Zweisprachige
Menschen sind natürliche Jongleure (...) Ihr Gehirn jongliere ständig mit
verschiedenen sprachlichen Reizen und entwickele dabei automatisch eine größere
Aufmerksamkeit für relevante gegenüber nicht relevanten Klängen (...) Bisher
kannte man solche tief greifenden Anpassungen der Hörfähigkeit nur von
Profimusikern“ (welt.de).
Vor ca. 15
Jahren waren nur wenigen die Vorteile der Zwei- oder Mehrsprachigkeit bekannt.
Als meine Tochter in den Kindergarten kam und kaum Deutsch verstand, haben sich
ihre Erzieherinnen ständig bei mir beschwert, wieso ich mit ihr Persisch
spreche. Ihrer Vorstellung nach dürfte ich mich mit ihr nur auf Deutsch
unterhalten, da wir in Deutschland lebten! Fast jeder nicht-so-ganz-junge
Mensch mit Migrationshintergrund ist während seines Lebens in Deutschland mal
mit dieser Art Argumentation konfrontiert worden.
Heute wird in
der Presse oft auf die Vorzüge der Mehrsprachigkeit hingewiesen. Ohne
wissenschaftliche Kenntnisse wussten aber viele Migranten aus Lebenserfahrung,
dass Kinder sehr aufnahmefähig sind und es ihnen überhaupt nicht schaden
könnte, wenn sie zwei- oder mehrsprachig aufwachsen würden. Zuhause redet man
auf der eigenen Sprache, die heimische Sprache wird dann im Kindergarten, in der
Schule und durch den Kontakt mit Spielkameraden, Freunden, Bekannten, Nachbarn,
etc. und durch das Fernsehen erlernt. Etliche Beispiele zeigen, dass diese
Methode wirkt. Faustregel: Eine Person darf sich nur auf eine Sprache mit dem
Kind verständigen, sonst wird das Kind verwirrt und kann zumindest eine Sprache
(oft die Muttersprache) nicht so gut erlernen.
Ich habe
Bekannte, deren Kinder dreisprachig aufgewachsen sind und nicht nur das
Deutsche und ihre Mutter- und „Vatersprache“ beherrschen, sondern auch zwei
oder drei andere Sprachen in der Schule gelernt haben und diese fließend
sprechen. Meine Tochter ist nur zweisprachig aufgewachsen. Als sie in den
Kindergarten kam, hat sie kein Wort Deutsch gesprochen. Trotzdem hatte sie
bereits im Grundschulalter alle bis dahin veröffentlichten Harry Potter Bücher
(4 oder 5) auf Deutsch gelesen gehabt. Sie spricht sehr gut Persisch, aber viel
besser beherrscht sie die deutsche Sprache, obwohl wir zuhause nie auf Deutsch
reden. In der 7. Klasse konnte sie dank MTV besser Englisch sprechen als ich, obwohl
ich sogar an der Uni Texte auf Englisch lesen musste. Heute kann sie auch
perfekt Englisch und spricht fließend Französisch.
Zum Glück
wissen heutzutage viele Erzieher/innen und Lehrer/innen darüber Bescheid, dass
Mehrsprachigkeit bei Kindern keinerlei negative Auswirkungen hervorruft und
sogar ihre sprachliche Entwicklung fördert. Aber in Teilen der Bevölkerung,
besonders unter den Älteren, ist die Einstellung noch immer verbreitet, dass
man in Deutschland nur Deutsch sprechen darf!
Mai 2012
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