Montag, 29. Juni 2015

Ich glaube, also gibt‘s ihn!



Ein berühmter Satz des Philosophen Rene Descartes lautet: "Ich denke, also bin ich." Descartes zufolge ist der Mensch das einzige Phänomen, dessen Existenz man nicht widerlegen kann, weil er denkt. Komisch, unsere Existenz kann durch unsere Denkfähigkeit nachgewiesen werden, aber an der Existenz von all dem, was wir herstellen und machen (außer denken), kann gezweifelt werden. Nach Descartes ist es also nicht so einfach, die Annahme zu widerlegen, dass wir alle nur glauben, dass Besteck, Autos und Fernseher existieren, und dass wir nur in unserer Fantasie mit Besteck essen, Auto fahren und fernsehen.

Laut Descartes können wir die Existenz von allem (fälschlich) in Frage stellen, aber an der Existenz unseres eigenen "Ich" können wir nicht zweifeln, da das "Ich" denkt (Ich denke, also bin ich.) Auch wenn all das, was nach unserer Erkenntnis existiert, in Wirklichkeit nicht existieren und nur das Produkt unserer Einbildung sein sollte, können wir daran nicht zweifeln, dass wir denken (denken umfasst auch das Einbilden). Somit weist uns unser Denken unsere Existenz nach.

Descartes hat versucht, durch das Nachweisen seiner eigenen Existenz zu Existenznachweisen für andere Phänomene zu kommen. Aber seine Argumentationsart und Zweifelmethode können nicht unbedingt das Nachweisen von Existenz anderer Phänomene erleichtern. Der Mensch ist fähig, in seiner Fantasie Dinge oder Phänomene zu erschaffen und an ihrer Existenz zu glauben. Zum Beispiel glaubt man in einigen Kulturen an die Existenz von Kobolden und Geistern. Es gibt viele Menschen, die sich 100%-ig sicher sind, Geister gesehen zu haben oder mit ihnen in Kontakt zu stehen. Das menschliche Hirn hat die negative Fähigkeit, die Grenze zwischen der Wirklichkeit und der Einbildung zu verwischen. Der erkenntnistheoretische Ansatz Descartes‘ konnte keine eindeutige Grenze zwischen nachweisbaren Phänomenen und nicht belegbaren Vorstellungen ziehen. Deswegen hat Descartes auch gedacht, mit seiner Methode die Existenz Gottes nachgewiesen zu haben.


PS: Der Titel dieser Notiz bezieht sich auf Descartes‘ Versuch, durch das Nachweisen seiner eigenen Existenz an den Nachweis von Gottes Existenz zu gelangen.


Februar 2013

 .

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen