Nachdem ich vor
kurzem das Buch „Liebe und Abhängigkeit“ gelesen hatte,
wurde mir klar, dass auch ich bis vor ein paar Jahren beziehungssüchtig war.
Beim Lesen dieses Buchs habe ich erfahren, wieso ich früher nie länger als eine
Woche Single sein konnte. Auch damals hatte ich meine Angst vor einem Leben
ohne einen Liebespartner erkannt, aber diesen Zustand explizit als eine Sucht
zu betrachten und daraus zu erschließen, diese resultiere aus einer
tieferliegenden Neigung zum Suchtverhalten, war mir neu.
Als ich zum
Studieren nach England ging und ohne Kontakte und ausreichende Sprachkenntnisse
dastand, was meine Partnersuche erheblich erschwerte, habe ich langsam gelernt,
auch ohne einen Partner ein zufriedenstellendes Leben zu führen. Davor habe ich
gedacht, es sei essentiell einen Partner zu haben, und ich könne das Leben nur
mit einem geeigneten Partner voll genießen. Diese Einstellung beobachte ich
jetzt bei vielen meiner alleinstehenden Bekannten. Sie haben fast alles, nur
keine/n Partner/in. Und nur deswegen fühlen sie sich scheiße und depressiv.
Selbstverständlich
sind es die gesellschaftlichen Normen, die zur Verbreitung solcher
Einstellungen führen und uns das Leben schwer machen. Etwas ganz einfaches, nämlich
das Leben auch ohne einen Partner/einer Partnerin zu genießen, hat sich zu
einer „Kunst“ gewandelt, die nur Wenige beherrschen.
Klar, Sex ist
ein wichtiger Teil unseres Lebens und bewirkt normalerweise Gutes. Aber wenn
man Single ist, muss man nicht auf Sex verzichten. Singles haben ja genug
Möglichkeiten zur Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse, wie z.B.
Selbstbefriedigung, One-Night-Stands oder rein-sexuelle Affären, wobei die
letztere Alternative sich oft als die komplizierteste erweist.
(März 2012)
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