Donnerstag, 25. Juni 2015

Prostitution und menschliche Triebe



Seit 1999 ist in Schweden der Kauf von Sex strafbar. Nach diesem Modell begehen nicht die Prostituierten eine Straftat, sondern ihre Kunden. In anderen europäischen Ländern wächst die Zahl der Befürworter des schwedischen Modells, aber die Gegner haben anscheinend noch immer die Mehrheit. Obwohl die Argumente und Motivationen der Gegner sehr unterschiedlich sind, sind sie sich alle darüber einig, dass ein Verbot das Problem nicht lösen kann.

Kurzfristig (nach historischen Dimensionen) gesehen, wird ein Verbot der Prostitution nicht zum „Verschwinden“ dieses Problems führen. Da aber ein solches Verbot auf Menschenliebe beruht, stehen die Chancen gut, dass es längerfristig dieses Problem in den Griff bekommt.

Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das eine „Kultur“ besitzt und von dieser stark gesteuert wird. All seine natürlichen Triebe sind der Macht seiner Kultur unterlegen. Selbstverständlich ist es dabei ausschlaggebend, inwieweit er bestimmte Normen und Werte verinnerlicht hat. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass Menschen in verschiedenen Epochen anders gefühlt und gehandelt haben als ihre Vorfahren oder Nachkommen – ein Beweis dafür, dass wir viel stärker von unserer Kultur als von unseren Trieben gelenkt werden.

Unsere Vorfahren sind vor zehntausenden Jahren anders mit ihren Trieben umgegangen als wir heute. Da wir beim Thema Prostitution sind, reicht es, wenn wir den Umgang mit Sexualität in verschiedenen Kulturen zu verschiedenen Zeiten unter die Lupe nehmen. Nehmen wir mal das Thema Inzest bzw. Geschlechtsverkehr zwischen eng verwandten Personen: in manchen Kulturen noch bis vor ca. 6000 Jahren weit verbreitet, heute unvorstellbar. Sex mit Kindern: heute noch in vielen Kulturen als normal, in anderen als ein abartiges und ekelerregendes Verbrechen empfunden. Vergewaltigung: in den meisten unzivilisierten Gesellschaften als die einzig mögliche Form des Geschlechtsverkehrs, in moderneren Gesellschaften als eine widerliche Straftat betrachtet. (Bemerkung: Meine Betrachtungsweise ist hier allgemein, Ausnahmen oder Randphänomene sind nicht berücksichtigt.)

Diese drei Beispiele haben eines gemeinsam: Veränderung der menschlichen Psyche durch Verbote. Wenn Verbote es schaffen, sich als gesellschaftliche Normen und Werte zu verankern, verändern sie auch die menschliche Gefühlswelt. Nicht alle Verbote sind aber von Dauer. Da der Mensch nach Positivem strebt, können längerfristig nur Verbote fortbestehen, die das Humane fördern.

Ein Verbot des Sex-Kaufs braucht vielleicht Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, bis es bewirkt, dass käuflicher Sex unsere sexuellen Gefühle nicht mehr wecken und befriedigen kann und uns gar ekelhaft vorkommt.  Westliche Gesellschaften sind meiner Meinung nach dafür bestens vorbereitet, diesen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit zu setzen.


 November 2012


Hierzu einige Beiträge:

Zieht die Freier zur Rechenschaft

Vergewaltigung in der Ehe (erst seit 1997 in Deutschland strafbar)

„Corrective Rape“ in Südafrika (Corrective rape:  „korrigierende Vergewaltigung“; auch curative rape, „heilende Vergewaltigung“)
„Insbesondere in den Armenvierteln des Landes hält sich zudem der hartnäckige Glaube, die Vergewaltigung einer lesbischen Frau werde diese schon auf den Pfad der heterosexuellen "Tugend" zurückführen. Es gibt sogar einen Ausdruck dafür, "corrective rape" nennt sich das. Häufig fällt dann eine ganze Gruppe von Männern über das Opfer her.“

Südafrika: 40% aller Schüler vergewaltigt
- „Rund 30 Prozent der heranwachsenden Südafrikaner gaben im Rahmen einer Studie an, ihre ersten sexuellen Erfahrungen basierten auf einer Vergewaltigung.“
- Einer „Untersuchung zufolge sind 40 Prozent aller Schüler unter 18 Jahren mindestens einmal vergewaltigt worden.“
- „Von 25 Männern, die angeklagt werden, werden 24 freigesprochen.“

Islam: Mädchen können mit 9 Jahren verheiratet werden

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