Von den
Romanautoren, die ich kenne, war Kurkow der erste, der schreckliche Realitäten
distanziert, spannend, temporeich und mit viel menschlichem Humor wiedergab.
Mittlerweile hat seine Art des Schreibens Schule gemacht und es gibt ziemlich
viele Autoren, deren Werke Kurkows Romanen ähneln. Was Kurkow aber immer noch
von den meisten Autoren unterscheidet, ist seine Fähigkeit, trotz seiner
Distanziertheit viel Mitgefühl für den Menschen zu zeigen.
In seinen
ersteren Werken wie Picknick auf dem Eis (1996), Petrowitsch (1997) oder
Pinguine frieren nicht (2003) herrschte eine gedämpfte Atmosphäre. Mit Die
letzte Liebe des Präsidenten (2004) wurde die Atmosphäre seiner Romanen
fröhlicher. In Der Milchmann in der Nacht (2007) kommt erstmalig auch Hoffnung
zum Vorschein. Leider ist diese Stimmungswende nicht mit positiven
Veränderungen im Kurkows Leben verbunden, sondern beruht auf seiner
Wiederentdeckung des „Kommunismus“ und seiner Hoffnung auf die Neu-Errichtung
des „kommunistischen“ Systems.
In Der
wahrhaftige Volkskontrolleur (2007) sympathisiert er ziemlich stark mit dem
Sowjet-Regime und macht korrupte Menschen für die Verbrechen des
„kommunistischen“ Systems verantwortlich. In Der Gärtner von Otschakow (2010)
ebenso: Er solidarisiert sich mit der
Sowjet-Herrschern und leugnet politische Verfolgung und politische
Hinrichtungen während der Sowjet-Zeit und stellt es so dar, als ob in jener
Zeit nur Kriminelle Verfolgungen und Hinrichtungen ausgesetzt waren.
Kurkows Erfolg
beruhte vor allem darauf, dass er versuchte, sich wie Dostojevski in die Lage
aller Menschen zu versetzen und für ihre Schwächen und Fehler Verständnis zu
zeigen. Seine größte Leistung bestand darin, dass er zurecht zeigte, wie
bestimmte Situationen die Menschen zu bestimmten Handlungen verführen und sie
beeinflussen. Mit der Wiederentdeckung seiner Liebe zum „Kommunismus“ hat er
gleichzeitig seine Liebe zu den Menschen und sein Vertrauen zu ihnen verloren.
Ob die Leser auch seinen neueren Werken Liebe und Vertrauen schenken können,
ist sehr fraglich.
Januar 2014
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