Samstag, 11. Juli 2015

Zu sagen gibt es viel



Zu wachsen gibt es viel
ich und du wuchsen aber wenig,
vertrocknet und verwelkt wie wir waren -
gebeugt bis zum Boden.

Zu sagen gibt es viel
ich und du sagten aber wenig,
wie bei einem Fieberwahn vor dem Tod
haben wir von Anfang an
Durcheinander geredet.

Zu sehen gibt es viel
ich und du sahen aber wenig
und fragten ohne Grund den Herbst
nach dem Geburtsort der Akazien.

Zu pflücken gibt es viel
ich und du pflückten aber wenig und beim Blühen der Liebe auf dem Webstuhl
erschreckten uns ohne Grund
vor jeder Wellung roter Blumen.

Zu singen gibt es viel
ich und du sangen aber wenig
und verpassten die einfachste Art des Singens im Winde
mit geschlossenem Mund.

Ich und du waren wenig,
singen aber jetzt auf den Plätzen
in den Dimensionen des Wir:

Wir sehen so viel
wie das Wir sehen kann,
wir pflücken so viel
wie das Wir pflücken kann,
wir sagen so viel
wie das Wir sagen kann,
wir wachsen so viel
wie das Wir wachsen kann.

Ich und du dürfen nicht wenig,
sondern müssen die harte Nacht, die „Marienblume“
und die Wachsamkeit des Taus verkörpern.

Ich und du dürfen nicht
gebeugt, verzweifelt und wenig sein,
sondern müssen zu einander finden.

Ich und du haben das Recht,
in der Nacht dieser Welle
der Pulsschlag des Menschen sein.

Ich und du haben das Recht,
in der Dimension des Wir
mit einander zu sein.

Zu sagen gibt es viel!


Ein persischer Song, gesungen von Farhad Mehrad, geschrieben von Shahyar Ghanbari, übersetzt von mir.


Januar 2014
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