Man muss nicht
unbedingt persönlich mit Psychologen, Psychiatern, Psychotherapeuten und
Psychoanalytikern zu tun gehabt haben, um zu erkennen, wie wenig sie ihren
Patienten helfen können. Ein Blick auf die Statistiken genügt. Ein Großteil der
Patienten muss lebenslang medikamentös behandelt werden und leidet trotzdem an
die Symptome seiner Krankheit. Eine beachtliche Zahl der Patienten begeht
Selbstmord. Ein Großteil ihrer Kinder, auch wenn selbst in Behandlung, leidet lebenslang
unter die psychische Krankheit ihrer Eltern oder entwickelt ähnliche Symptome.
Das ist nichts
Erstaunliches. Eine kranke Gesellschaft kann nur kranke Menschen produzieren.
Psychologen sind auch Menschen wie alle anderen, mit dem Unterschied, dass sie
sich mit psychischen Störungen beschäftigen. Auch die hervorragendsten
Psychologen in der Geschichte litten selbst an irgendwelchen psychischen
„Störungen“. Eine Seele, die von Kindheit an beschädigt wird und die Welt aus
der Perspektive einer kranken Gesellschaft zu sehen lernt, kann sich von ihrer
„Brille“ nicht völlig befreien, egal wie oft sie ihre Brille zu wechseln
versucht.
Das gleiche
gilt für jene Fachrichtungen der Medizin, die sich mit physischen Krankheiten
beschäftigen. Da die meisten physischen Krankheiten einen psychischen Ursprung
haben, können Mediziner auch auf diesem Gebiet nicht viel erreichen. Dass
Menschen heutzutage in den meisten Gesellschaften länger und gesünder leben,
ist eine Errungenschaft, die durch Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse
entstanden ist – Veränderungen wirtschaftlicher, sozialer und politischer Art.
Eine
Medizinwissenschaft, die die Rolle der Gesellschaft in Hervorbringen von
Krankheiten außer Acht lässt und glaubt, vom Individuum an die Gruppe gelangen
zu können, kann nicht viel leisten. Auch wenn sie herausfindet, wie man ältere
Krankheiten vorbeugt und heilt, kommen alle paar Jahre neue Krankheiten dazu.
August 2014
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