Sonntag, 5. Juli 2015

Wenn Feministen die Gender-Theorie untergraben



Eine der größten Errungenschaften der „feministischen“ Theorie ist die Unterscheidung zwischen dem englischen „sex“ und „gender“. Beide Begriffe wurden früher für das „Geschlecht“ benutzt. Die Mehrheit der Feministen verwendet heutzutage „sex“ für das „biologische Geschlecht“ und „gender“ für das „soziale Geschlecht“.

Mit „sex“ oder das biologische Geschlecht bezeichnet man einfach die physischen Eigenschaften der Geschlechter – also ob eine Person männliche oder weibliche Geschlechtsorgane besitzt oder dem dritten Geschlecht angehört. „Gender“ oder das soziale Geschlecht umfasst all das, was für verschiedene Geschlechter „typisch“ ist, z.B. Verhalten, Denkweise, Gefühle und Geschlechterrollen. Die Gender-Theorie betrachtet alle Eigenschaften eines Geschlechts – außer den physischen versteht sich – als sozial geformt.

Dass auch viele aktive und belesene Feministen diese Unterscheidung nicht ganz nachvollziehen, zeigt die Verwendung des Begriffs Transgender als ein Oberbegriff, der auch Transsexuelle, die durch operative Eingriffe ihr biologisches Geschlecht umgewandelt haben, einschließt. Selbstverständlich kann ein Transgender mit seinem biologischen Geschlecht unzufrieden sein oder sich eine Geschlechtsumwandlung wünschen. Aber die Gleichsetzung von Transsexuell mit Transgender bringt nicht nur die ganze Gender-Theorie durcheinander, sie ist auch völlig unsinnig: Man kann nicht durch einen chirurgischen Eingriff eine soziale Identität erwerben. Genauso wie eine weiße, blonde Person mit der Färbung ihrer Haare und durch die Bräunung ihrer Haut die indische, irakische oder iranische Kultur nicht erwerben kann.

Zudem sind Transsexuelle strenggenommen keine Transgender, da der Begriff Transgender Personen beschreibt, die eine „anormale“ oder „atypische“ sexuelle Identität haben, z.B. wenn eine Person weibliche Geschlechtsorgane besitzt, sich aber dem weiblichen (oder irgend einem anderen) Geschlecht nicht zuordnen kann. Ein Transsexueller, der sich in seinem früheren Körper nicht wohl fühlte und sich von einer physischen „Frau“ zu einem „physischen“ Mann operieren ließ, betrachtet nun sowohl seine sexuelle Identität (gender) als auch sein physisches Geschlecht (sex) als männlich.

Dass Transsexuelle sich nach der Geschlechtsumwandlung noch immer nicht wohl fühlen, hat nichts mit dem Begriff „Transsexuell“ zu tun. Ihre Probleme werden nicht dadurch gemindert, indem sie als „Transgender“ bezeichnet werden.


September 2013
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