Samstag, 11. Juli 2015

Wie „normal“ muss man sein, um „Verrückte“ verstehen zu können?



Immer mehr Filmemacher beschäftigen sich in ihren Filmen mit dem Leben und den Problemen psychisch kranker Menschen und sensibilisieren so die Öffentlichkeit für dieses Thema. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es manchen scheinen mag. Auch die modernen Gesellschaften sind über psychische Krankheiten und Störungen nicht genug aufgeklärt und tun sich im Umgang mit psychisch kranken Personen schwer. Viele Menschen sind sogar nicht imstande, eine psychische Störung zu erkennen, geschweige denn dass sie wissen, wie man mit der betroffenen Person umgehen sollte. Nicht selten werden psychisch Kranke in der Öffentlichkeit gehänselt, was dazu führt, dass sie sich immer mehr von den Menschen abkapseln. Wegen mangelhafter gesellschaftlicher Aufklärung sind die Familien der psychisch kranken Personen oft überfordert und leiden selbst stark.

In einigen westlichen Ländern werden in den Medien psychisch kranke Personen immer noch als Verbrecher dargestellt. In Großbritannien zum Beispiel, ist nur dann von Schizophrenie die Rede, wenn ein Schizophrener ein Mord begangen hat. So hat sich in vielen Köpfen die Vorstellung festgesetzt, schizophrene Menschen seien gefährlich und mordlustig. Brian Semple hat in einem Beitrag in Independent auf dieses Problem hingewiesen.

Filmemacher, die sich in ihren Filmen mit psychischen Störungen oder geistigen Behinderungen beschäftigen und versuchen, das öffentliche Verständnis für die betroffenen Personengruppen zu wecken, leisten Pionierarbeit und man sollte den Wert ihres Beitrags hochschätzen.


Hier einige Filme, die ich selbst gesehen habe, chronologisch geordnet:


Elling

(Tragikomödie, Norwegen, 2001)

„Elling und Kjell Barne lernen sich in einer psychiatrischen Anstalt kennen und werden Freunde. Elling hat zwei große Ziele im Leben: Essen und endlich Sex mit einer Frau haben. Doch in der Psychiatrie ist die Auswahl an Frauen sehr begrenzt, und so muss er sich einstweilen mit dem Erzählen von phantasievollen, wilden Geschichten aus seiner “bewegten Vergangenheit” begnügen. Nach zwei Jahren werden die beiden ins “reale Leben” nach Oslo entlassen. Und für die beiden wird die Normalität zum Abenteuer.“ (filmstarts.de)


Elling – Nicht ohne meine Mutter

(Tragikomödie, Norwegen, 2003)

„Die Vorgeschichte zum norwegischen Hit von 2001. Elling lebt mit 40 noch bei der Mutter, verlässt das Haus nur im Notfall und hält Spaß für überbewertet. Als Mama ihn zum gemeinsamen Mallorca-Urlaub verdonnert, steht dem Neurotiker die Zumutung seines Lebens ins Haus…“ (TV-Spielfilm)


Kontakt

(Tragikomödie, Mazedonien/Deutschland, 2005)

„Irgendwo in Mazedonien treffen ein aggressiver Ex-Knacki und ein Mädchen aus der Psychiatrie aufeinander. Zwei Menschen, die niemand mehr will, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwei Menschen, die sich ineinander verlieben…“ (zdf.de)


Der Geschmack von Schnee – Snow Cake

(Tragikomödie, Großbritannien/Kanada, 2006)

„Der verstockte Engländer Alex reist auf den Spuren seiner Vergangenheit durch Kanada. Die redselige und lebensfrohe Tramperin Vivienne schafft es, dem griesgrämigen Mann wenigstens einige Sätze zu entlocken – bis ein Lkw ins Auto kracht und Vivienne noch am Unfallort stirbt. Alex, unschuldig und fast unverletzt, sucht Viviennes Mutter Linda auf, um ihr die Nachricht zu überbringen. Doch der Tod ihrer Tochter scheint die kindisch-überdrehte Frau im Mickey-Mouse-T-Shirt überhaupt nicht zu berühren. Viel wichtiger ist es ihr, dass der Gast den Müll vor die Tür trägt und die zahlreichen skurrilen Regeln einhält, nach denen sie ihr Haus bis in den letzten Winkel peinlich genau geordnet hat. Alex ist befremdet, begreift aber bald, dass Linda autistisch und nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist. Während er bis zur Beerdigung Viviennes bleibt, lernt er nach und nach den verborgenen Sinn von Lindas zwanghaften Ritualen kennen und respektieren. Dabei taut der zugeknöpfte Brite auf und lässt sich am Ende gar auf eine Affäre mit der attraktiven Nachbarin Maggie ein. Schließlich lernt er von Linda sogar etwas über den Geschmack von Schnee.“ (hoerzu.de)


Belgrad Radio Taxi

(Tragikomödie, Serbien/Deutschland, 2010)

„Eine Brücke verbindet das alte mit dem neuen Belgrad. Darüber fährt der bosnische Taxifahrer Gavrilo, aus dessen Radio Schlager aus vergangenen Tagen plärren. Als die junge Jasmina aus seinem Wagen in den Fluss springt, steht er plötzlich mit ihrem zurückgelassenen Baby da. Gavrilos Schicksal wir verwoben mit dem zweier Frauen, die wie er unter einem Verlust leiden…“ (TV-Spielfilm)


Vincent will meer

(Tragikomödie, Deutschland, 2010)

„Vincents Vater ist ein ehrgeiziger Lokalpolitiker, der mitten im Wahlkampf steckt und sich nur für seinen guten Ruf interessiert. Sein am Tourette-Syndrom leidender Sohn Vincent ist in einer Klinik geparkt, bis er abhaut. In einem geklauten Auto macht sich Vincent zusammen mit der magersüchtigen Marie und seinem zwangsneurotischen Zimmergenossen Alexander auf den Weg nach Italien, um den letzten Wunsch seiner Mutter zu erfüllen. Während die drei versuchen, das Leben draußen zu meistern, nehmen Vincents Vater und die Psychologin Frau Dr. Rose die Verfolgung auf…“ (sat1.de)


Tatort: Ordnung im Lot

(Krimi, Deutschland, 2012)

„Verwirrende Auskünfte stellen die Kommissare Lürsen und Stedefreund (Sabine Postel, Oliver Mommsen) vor eine Herausforderung: Sylvia Lange (Mira Partecke) weiß mit Sicherheit was über den toten Tankstellenbesitzer, aber die schizophrene Frau lebt in einer eigenen Realität und spricht in unverständlichen Codes… Solider Krimiplot als Aufhänger für das Porträt einer seelischen Krankheit.“ (tvspielfilm.de)


Ein Schnitzel für alle

(Komödie, Deutschland, 2013)

„Die Langzeitarbeitslosen Wolfgang Krettek (Ludger Pistor) und Günther Kuballa (Armin Rohde) wähnen sich im Glück, denn Wolfgang hat einen neuen Job als Finanzberater und Günther träumt davon, als Tierpfleger nach Kanada für ein Robben-Rettungs-Projekt auszuwandern. Als aber das Job-Center Günther einen Strich durch die Rechnung macht und ihn kurzerhand zum Fahrer und zur Haushaltshilfe einer WG, in der drei junge Menschen mit Behinderung leben (ein Rollstuhlfahrer, ein Mädchen mit Downsyndrom und ein Autist) kürt, wird schnell klar, dass das Glück sehr flüchtig ist. Als Wolfgang auch plötzlich vor der Tür steht, da seine Chefs sich als Betrüger entpuppt haben und er optimistisch beschwingt Schulden angehäuft hatte, sieht es nicht gut aus für unsere zwei Helden. Seine Frau Karin (Therese Hämer) darf von Wolfgangs Schulden nichts erfahren.“ (dvd-forum.at)


Tatort: Schwindelfrei

(Krimi, Deutschland, 2013)

Ein LKA-Ermittler kämpft mit seinen „schizophrenen“ bzw. psychotischen Symptomen:

„Ulrich Tukur ermittelt in seinem dritten Fall als Felix Murot undercover im Zirkus. Geheilt von seinem Gehirntumor, verlässt er die Klinik und will feiern: „Ab, zurück ins Leben!“ Der einsame LKA-Ermittler lädt daher seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) in den Zirkus nach Fulda ein. Die Vorstellung wird jedoch von einer Zuschauerin gestört, die sich bedroht fühlt. Als die Frau kurze Zeit später vermisst wird, ist Murot alarmiert. Wächter glaubt zunächst, ihr Chef sehe Gespenster. Auch er fürchtet Nachwehen seiner Gehirn-Operation.“ (fr-online.de)


Februar 2014
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