Damit die
Integration von Ausländern oder Personen mit Migrationshintergrund in
westlichen Gesellschaften gelingt, wurde bisher einiges versucht. Dabei sind
viele Erfolge zu verzeichnen. Trotzdem sind viele Menschen mit dem Ergebnis
nicht zufrieden und treten für eine wirksamere Integrationspolitik ein. Bei der
Debatte darüber sind oft aggressive Töne zu erkennen und die Diskussion
beschränkt sich nicht selten auf die Suche nach den „Schuldigen“: Wer ist
schuld daran, dass immer mehr junge Musliminnen Kopftuch tragen und immer mehr
junge Muslime sich für eine strengere Version des Islam entscheiden? Wer ist
dafür verantwortlich, dass ein Großteil der Ausländer oder Personen mit
Migrationshintergrund die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrscht? Wer
hat dazu beigetragen, dass viele Ausländer oder ausländisch-stämmige Personen
in Ghettos leben? Usw. usf.
Die Antwort –
glaube ich zumindest – ist hierbei ziemlich einfach. Wenn Personen aus sehr
unterschiedlichen Kulturkreisen auf einander treffen, gibt es oft
Kommunikations- und Verständigungsprobleme. Sogar ein „falsches“ Zeichen kann
eine „Beziehung“ in den Ruin treiben. Ein Beispiel dafür ist das Zeigen des
Daumens, was in vielen Ländern ein Zeichen für „super“ und „viel Erfolg“ ist,
unter Iranern aber mit dem Zeigen des Mittelfingers gleichzusetzen ist. Dies
ist nur ein Beispiel – vielleicht kein gelungenes, da dieser Unterschied einem
Iraner nach ein paar Tagen Aufenthalt in betreffenden Ländern klar wird. Es
gibt sicherlich viele andere Zeichen (darunter auch Blickarten), die von
unterschiedlichen Kulturkreisen anders interpretiert werden.
Je
unterschiedlicher zwei Kulturkreise sind, desto größer werden die Probleme bei
ihrer gegenseitigen Verständigung. Die kulturellen Unterschiede gehen
selbstverständlich weit über das genannte Beispiel der Körpersprache hinaus.
Kommunikationsprobleme führen – wie in jeder Beziehung – oft dazu, dass die
beteiligten Personen sich von einander distanzieren. So einfach entstehen
Ghettos. Nicht nur weil die „Gastgeber“ lieber unter Menschen aus ihrem eigenen
Kulturkreis wohnen (und leben) wollen, sondern auch weil die „Migranten“ lieber
Leute aus ihrem eigenen Kulturkreis um sich haben wollen. So geraten beide
Gruppen in eine Zwickmühle, die das Verständigungsproblem verstärkt. Menschen,
die in Ghettos ihre eigene „Festung“ errichtet haben, greifen immer mehr nach
ihren „Wurzeln“ und verlieren zunehmend die Bereitschaft zur Integration.
Kinder, die in Ghettos aufwachsen, haben wenig Kontakt mit der
Gastgebergesellschaft und können so die Selbstverwirklichungschancen, die das
Gastgeberland ihnen bietet, nicht nutzen. Aus dieser Tatsache werden dann
falsche Schlussfolgerungen gezogen: „Migranten“ werden allesamt als Opfer des
Gastgeberlandes dargestellt, das angeblich ihnen jegliche Aufstiegschance
verweigert und sie nur ausbeutet. Dieser Zustand wird bewusst von kriminellen
Banden, Islamisten und anderen radikalen Kräften ausgenutzt.
Auch wenn hier
die Antwort auf die „Schuldfrage“ einfach klingt, ist die Lösung des Problems
nicht so leicht. Hierbei lenkt die Suche nach den „Schuldigen“ nur vom Thema
ab. War zuerst das Huhn da oder das Ei? Das ist hier nicht die Frage.
August 2013
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