Der Kölner
Stadt-Anzeiger (KStA) liefert eine neue Definition des Extremismus: Wer sich
nicht anpasst, ist ein Extremist. Am Dienstag, den 18. Februar 2014, wurde oben
auf der Titelseite des Blatts folgender Text unter dem Titel „Extremist des
Fußballs“ veröffentlicht: „Zlatan Ibrahimovic, der bestbezahlte
Fußballer der Welt, spielt mit Paris Saint-Germain in der Champions League bei
Bayer 04 Leverkusen. In der Welt der angepassten Stars ist er als bekennender
Egomane ein Extremist.“
Ich habe den
Namen Zlatan Ibrahimovic zum ersten Mal gehört und habe keine Ahnung, was für
ein Typ er ist. Obwohl ich den langen Beitrag von Herrn Frank Nägele im KStA
genauestens gelesen habe, bin ich, was Ibrahimovic betrifft, genau so schlau
wie vorher. Jedoch habe ich erfahren, wie der Autor tickt. Er ist empört über
Ibrahimovic, weil diesem „die Regeln der anderen egal sind“ und weil er
ein „unbeugsamer Individualist“ ist. Was für Regeln Ibrahimovic nicht
einhält, das erfährt der Leser nicht. Daraus kann man erkennen, dass es dem
Autor nur wichtig ist, dass Regeln eingehalten werden. Um was für Regeln es
sich dabei handelt, ist ihm egal, sonst hätte er es in seinem Artikel erwähnt.
Es gibt aber gute und schlechte Regeln. Man kann sich darüber streiten, ob es
gut oder schlecht ist, dass viele Fußball-Vereine den Spielern bestimmte
Frisuren verbieten, oder dass Tennisspielerinnen keine kurzen Hosen tragen
dürfen, aber die Nicht-Einhaltung solcher Regeln als Extremismus zu bezeichnen,
zeugt selbst von Extremismus.
Frank Nägele
setzt Individualismus mit Egoismus gleich (ich weiß nicht, welcher auf
Ibrahimovic zutrifft) und benutzt das Wort Individualist wie ein Schimpfwort.
Auch Unbeugsamkeit verachtet er, egal in welchem Zusammenhang. Trotzdem gibt er
sich als ein Befürworter der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit und
schreibt: „Es scheint nur wie ein
Widerspruch, dass dieser Mensch der populärste Sportler eines Landes ist,
dessen größte Errungenschaften des letzten Jahrhunderts Gleichberechtigung,
soziale Gerechtigkeit und Pippi Langstrumpf waren“. Was Frank Nägele wohl
verpasst hat zu begreifen, ist die Tatsache, dass ohne Individualismus von
Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit nur so viel übrig bleibt, wie in
den ehemaligen kommunistischen Ländern.
Frank Nägele erkennt
weder die Individualität noch das Recht auf Selbstbestimmung an und verurteilt
jeglichen Versuch, aus den engstirnigen Regeln auszubrechen, um eine offenere
und bessere Welt zu schaffen. Wenn alle so denken würden wie er, würden wir
noch in der Steinzeit leben.
Februar 2014
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