Donnerstag, 16. Juli 2015

Die Idee eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ ist nicht besonders klug



Die Befürworter des „bedingungslosen Grundeinkommens“ wollen, dass jeder Mensch unabhängig von seinen finanziellen Verhältnissen ein Grundeinkommen bekommt. Über die Höhe des Grundeinkommens sind sie sich nicht einig. Viele von ihnen erwarten, dass „mit dem Grundeinkommen auch alle Wohnkosten bestritten werden können“. Die „moderateren“ unter ihnen, begnügen sich mit mindestens 500,- Euro im Monat.

Bei einem Grundeinkommen von 500,- Euro und einer Bevölkerung von 80 Millionen müsste der Staat den Bürgern 480 Milliarden Euro im Jahr an Grundeinkommen auszahlen. „Das Netzwerk Grundeinkommen“ behauptet aber:

„Es wäre eine Milchmädchenrechnung, einfach die Bevölkerungszahl mit einem bestimmten Geldbetrag zu multiplizieren, um dann beim Blick auf das Milliardenergebnis zu behaupten, ein Grundeinkommen sei nicht finanzierbar. Zu einem großen Teil ist das Grundeinkommen bereits heute finanziert. Zum einen werden Milliarden durch Einsparungen bei den steuerfinanzierten Sozialleistungen und Steuervergünstigungen frei, die durch das Grundeinkommen ersetzt werden. Die Mittel, die derzeit zum Beispiel für Grundsicherungen, Kindergeld und BAföG aufgewendet werden, stehen für die Finanzierung des Grundeinkommens zur Verfügung, weil das Grundeinkommen ihre Funktion übernimmt.“

Nach meiner „Milchmädchenrechnung“ müssten bei einem Grundeinkommen von 500,- Euro trotz all diesen angeblichen „Einsparungen“ zusätzlich (!) Hunderte Milliarden Euro her. Das Kindergeld zum Beispiel beträgt für das erste Kind nur 184,- Euro. Durch die Einführung des Grundeinkommens würden aber sowohl das Kind als auch seine Mutter und sein Vater jeder 500,- Euro im Monat bekommen. Der Staat spart 184,- Euro und zahlt 1316,- Euro aus! Bei BAföG-„Einsparungen“ würde es auch nicht viel besser aussehen, da nur ein Teil des Grundeinkommens angerechnet und von dem BAföG-Satz abgezogen würde. Einem BAföG-Empfänger würde dann Einiges mehr zustehen als es ihm heute zusteht. Also auch hier zusätzliche Kosten.

Als eine weitere „Einsparung“ wird die „Bürokratieabbau“ genannt, da „mit der Abschaffung der Bedürftigkeitsprüfung Menschen und Geldmittel für wichtigere Aufgaben in der Gesellschaft frei“ werden würden. Auch hier ist zu erkennen, dass durch den „Wegfall der Bedürftigkeitsprüfung“ keine Geldmittel frei werden würden, sondern zusätzliche Kosten entstünden, da erstens die Bedürftigkeitsprüfung durch Behörden nicht gänzlich abgeschafft werden kann, und zweitens weil alle Beamten und Angestellten zusätzlich paar Hundert Euro im Monat erhalten würden. Bei einem den Arbeitslosengeld-, Wohngeld- und BAföG-Empfängern könnte man die Verwaltungstätigkeiten nicht reduzieren; bei einem Kindergeld-Wegfall würde man, wenn nicht mehr, dann genau so viel Verwaltungstätigkeit haben wie jetzt, da es regelmäßig geprüft werden müsste, ob der Bezieher von Grundeinkommen noch in Deutschland lebt oder nicht und ob er überhaupt noch lebt. Dies müsste auch bei all den Menschen geprüft werden, die jetzt keine Sozialleistungen erhalten, aber später ein Grundeinkommen bekommen würden. Also hätten wir mehr Verwaltungstätigkeiten und auch dadurch mehr Kosten statt weniger.

Die Befürworter des Grundeinkommens geben zu, dass diese angeblichen „Einsparungen“ nicht ausreichen würden, um die Kosten zu decken: „Zusätzliche Steuern oder Abgaben müssen also zur Finanzierung erhoben werden. Dabei muss von Reich zu Arm umverteilt werden.“

Auf der Webseite des „Netzwerks Grundeinkommen“ steht, die technischen Fortschritte seit Beginn des 20. Jahrhunderts und der damit verbundene „Produktivitätsfortschritt“ hätten zu Reichtum und Wohlstand der Gesellschaften geführt, welche sie heute befähigt, jedem ein Grundeinkommen zu sichern. Was das Netzwerk hierbei ignoriert, ist die Akkumulation des Kapitals, die durch sehr hohe Steuerabgaben nicht möglich sein könnte. Ohne eine Akkumulation des Kapitals würden Wachstum und Fortschritt sehr verlangsamt werden, was längerfristig zu einer drastischen Minderung der Steuerabgaben führen würde.

Nach tiefgründigem Überlegen erscheint diese ganze Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens ziemlich absurd und sinnlos. Egal wie stark man versucht, die Frage zu verdrängen, wieso auch Gutverdiener oder Millionäre ein Rechtsanspruch auf das Grundeinkommen haben sollten, taucht sie immer wieder auf. Darauf wird von vielen Befürwortern des Grundeinkommens das Argument gebracht, man würde durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens die Diskriminierung gegen Empfängern sozialer Leistungen abschaffen. Absurder geht es nicht. Hunderte Milliarden Euro sollen einfach willkürlich ausgegeben werden, damit man die Diskriminierung gegen Empfängern sozialer Leistungen bekämpft. Es ist so, als ob man fordern würde, alle Bürger sollten in Genuss jener Leistungen kommen, die Menschen mit Behinderung zustehen, damit diese sich dann nicht mehr schämen, jene Leistungen in Anspruch zu nehmen und sich nicht als „Behinderte“ abgestempelt fühlen.


Mai 2014
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